Der la familia-Virus

Von: Mark Bergmann - Freitag, 27. April 2012

Mathias Gäbler kämpft gegen Ibo Topyürek um die Deutsche Meisterschaft.

Der 33-jährige Ernähringsberater, Fitness- und Kampfsporttrainer Mathias Gäbler ist schon eine imposante Erscheinung. Umso erstaunlicher ist es, wie freundlich und zuvorkommend der Hallenser la familia-Vereinspräsident und Kämpfer ist. Ein Botschafter des Sports eben. Am 05. Mai wird Gäbler die gute Laune aber zuhause lassen müssen, dann nämlich stellt er sich im Co-Hauptkampf der hauseigenen III. la familia Fightnight dem Heilbronner Thai Bull Ibo Topyürek. Es geht um die Deutsche Meisterschaft der WKA.

GroundandPound: Mathias, es sind nur noch wenige Tage bis zu deinem Fight. Bist du fit?
Mathias Gäbler: Ich fühle mich ganz gut und freue mich schon riesig auf den Kampf. Es gab zwar kleinere Blessuren, inklusive einer fetten Grippe, die mich zur Pause zwangen. Aber ansonsten hat mich mein Freund und Trainer Matze (Mathias Weber, d. Red.) optimal auf Ibo eingestellt.

Wie ist deine mentale Verfassung? Du bestreitest immerhin den Co-Hauptkampf.
Jeder, der in den Ring geht, egal wie groß oder klein die Kulisse ist, weiß ganz genau, dass sich da ein gewisser innerer Druck aufbaut. Dem muss man sich erst einmal gedanklich stellen. Da ich aber sehr ehrgeizig bin und im Vorfeld alles daran gesetzt habe, jede freie Minute fürs Training zu nutzen, beruhigt mich das schon.

Dein Gegner ist Ibo Topyürek, ein erfahrener Mann...
Ja, das beweist auch seine Statistik von 26 Kämpfen und 24 Siegen – eine gute Quote, die für ihn spricht. Dazu kommt, dass er regelmäßig kämpft und dadurch eine gewisse Routine bekommt. Mich hat es 2011 dagegen leider komplett ausgehebelt, eine schwere Handverletzung zwang mich zur Pause. Und das ist für einen Trainingsfreak wie mich die Hölle. Ich stand also zu lange weder im Training noch im Ring. Der Vorteil liegt dann klar bei Ibo. Aber da liegen mir immer folgende Worte im Ohr: “Er hat auch nur zwei Arme und zwei Beine, wenn er von jedem eins mehr haben würde, müssten wir uns Gedanken machen.“ (grinst) Unser Coach hat dann immer für jeden die entsprechenden, motivierenden Sätze parat. Das beruhigt und lässt dich wieder lockerer werden.

Was weißt du von Topyürek?
Ich stand mit in der Ecke, als er gegen Marek (Ljastschinski, d. Red.) den WKA-Titel gewonnen hat. Im Vorfeld dazu habe ich mir gemeinsam mit Matze seinen Kampfstil angeschaut, um eine Strategie zu finden und Marek darauf einzustellen. Leider hat es an dem Abend nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Danach habe ich ihn gleich für unsere Gala herausgefordert und er willigte sofort ein. Danke dafür an ihn und seinen Trainer. Ich weiß also was mich erwartet.

Es geht um den deutschen Meistertitel der WKA – das wäre dein erster Gürtel eines bedeutenden Verbandes. Erzeugt das zusätzlichen Druck?
Aufgrund der Verletzung konnte ich im letzten Jahr die Möglichkeit nicht nutzen, um den deutschen WBC-Titel zu kämpfen. Alles lief nach Plan, ich war topfit und war mental voll auf der Höhe. Auf den Kampf gegen Thomas Neugebauer hatte ich mich riesig gefreut. Schade, aber es ist nun mal so: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Ich freue mich aber, dass ich wieder die Chance und das Vertrauen bekomme, in so einem großen Verband um den Titel zu kämpfen. Aber deswegen mehr Druck? Nein! Kampf ist Kampf, ob um einen Titel oder nicht, es ist immer das Gleiche. Es gilt dann immer nur eins: er oder ich. Die Tagesform wird dann entscheiden. Wer kommt besser mit dem Druck klar und bringt vielleicht noch ein wenig Glück mit.

Ibo Topyürek ist der aktuelle Titelträger – du bist als Herausforderer also in der Bringschuld. Inwiefern beeinflusst das deine Strategie?
Ich weiß, dass ich mehr tun muss als er. Und Heimvorteil gibt es wie jedes Jahr auch nicht. Wir haben ein Schiedsgericht, das aus verschiedenen Teilen Europas ist und von der WKA gestellt wird. Für uns völlig fremde Menschen, also Chancengleichheit für alle.

Welchen Kampfausgang erwartest du?
Ich will natürlich gewinnen und werde dafür alles mir Mögliche tun. Ich schenke ihm nichts und verlange von ihm alles!

Du bist nicht nur Kämpfer sondern auch Mitveranstalter. Wie bewältigst du die Doppelbelastung?
Das ist wahrlich ein Riesenstress, den man sich als Zuschauer nicht ansatzweise vorstellen kann. Mein Tag müsste 48 Stunden haben. Mein Job, das Gym, die Gala und dann noch selber trainieren. Zum Glück haben wir ein starkes Team, das sehr viel dafür macht und uns sehr viel Arbeit abnimmt. Danke dafür!

Wir wollen mit der Gala auf hohem Niveau spielen und einen Maßstab in Deutschland setzen. Wir wollen eine Show, die alle Menschen gleichermaßen anspricht und nicht vergleichbar ist. Dazu gehören gute Kämpfe, ein Motto, auf dem das Ganze aufgebaut ist, und ein Programm, das einem den Atem nimmt. Das fängt schon bei den Plakaten an, die alle handgemalt sind, und endet bei der professionellen Betreuung, mit dem dazugehörigen Respekt für die Kämpfer. Die bekommen mit dem Ramada Hotel eine super Übernachtungsmöglichkeit und bei der Veranstaltung einen eigenes riesiges Buffet. Wo ist das noch so? Woanders gibt es zwei Bananen für jeden, ein Hinterzimmer zum erwärmen und das war es dann. Und der Zuschauer bekommt nur die Kämpfe zu sehen, ohne jeglichen Unterhaltungswert. Für Kampfsportfans gut, aber für die Vermarktung unseres Sports? Genau: schlecht bis unzureichend!

Es ist eine Wahnsinns-Planung, die Zeit raubt wie ein Dieb. Leider sind die Medien immer noch nicht so interessiert an unserer Gala. Was uns sehr traurig stimmt, da es wenige bis keine Veranstaltungen in Deutschland gibt, die solche Hallen füllen und gleichzeitig auch Unterhaltung bieten.

Du bist gewissermaßen ein la familia-Urgestein und eines der Gründungsmitglieder. Beschreib bitte, wie es dazu kam.
Das hat sich so heimlich, still und leise einfach entwickelt. Ecki (BJJ-Coach, d. Red.) und ich haben in einem Fitnessstudio gemeinsam trainiert, nur für uns alleine. Vom Thaiboxen bis hin zum MMA haben wir alles gemacht. Dafür haben sich dann immer mehr Leute interessiert und die Gruppe wuchs stetig.

Dann habe ich Matze kennengelernt, der mit Nico (Jänicke, d. Red.) das ManicGym hatte, das auch nur in einem Fitnessstudio war. Wir waren uns sofort grün und trainierten viele Jahre für uns alleine. Matzes Idee war es auch, dass ich doch mein eignes Ding machen sollte. Also war offiziell der Bushido Fightclub geboren (nicht zu verwechseln mit dem Bushido Freefight Team aus Leipzig, d. Red.), mit mir und Ecki als Trainer. Die Gruppe wuchs schneller als Gedacht, die Führung des Studios wollte das aber so nicht. Also mussten wir umziehen.

Alleine hatten wir nicht die Möglichkeit und Chancen, das finanziell gestemmt zu bekommen. Matze und Nico gesellten sich dazu und es entstand ein kleines aber feines Gym, wo man sich zum trainieren trifft, eigentlich nur so für uns. Der la familia Fightclub war geboren.

Die Begeisterung und unser Herzblut steckten an wie ein Virus. Bald schon waren die Räumlichkeiten zu klein. Also mussten wir wieder umziehen. Mit Hilfe von Freunden, Partnern und Sponsoren haben wir unser jetziges Gym zu einem Schmuckkästchen gemacht, wo sich ein Besuch immer lohnen wird. Bis dahin war es aber ein steiler, schwieriger und steiniger Weg. Doch im Leben verlangt es immer Opfer. Die haben wir gebracht und stehen dafür jetzt da wo wir sind. Wobei der Weg noch lange nicht am Ende ist. Aber lasst Euch überraschen.

Wie bist du allgemein zum Kampfsport gekommen?
Ich fing mit 16 Jahren mit dem Thaiboxen an und blieb dem immer treu. Ich habe ein paar Ausflüge ins Bodybuilding gemacht und auch bei den strongman-ähnlichen Highlandgames mitgemischt, sogar recht erfolgreich. Aber den Kampfsport habe ich trotzdem immer weiter gemacht, zwar nicht so intensiv, aber beständig. Irgendwie hat es mich dann doch zu meinen Wurzeln zurück gebracht und nun stehe ich jetzt da wo ich bin. Von einem 115 Kilo schweren Bodybuilder zum lizensierten Thaibox-Trainer und Kämpfer.

Was können wir – einen Sieg vorausgesetzt – in näherer Zukunft noch von dir erwarten?
Darüber habe ich mir groß noch keine Gedanken gemacht. Im Kopf habe ich zwar schon so einige Sachen durchgespielt, aber erst einmal habe ich nur ein Ziel: die Deutsche Meisterschaft der WKA und das vor heimischer Kulisse.

Kontakt

la familia Fightclub e.V.
Freiimfelder Str. 80
06112 Halle (Saale)

Telefon: 0345 249 803 44
Mobil: 0163 9616 202
E-Mail: kontaktatla-familia-fightclub [dot] de